Still Life

I think there are some remarkable persons in my family, so I planned to portrait them in a special way. Not them personally, but what makes them unique characters. After talks with the persons concerned I collected different things which have a special meaning for them, or I asked them to show me such objects. In the end four still life-like arrangements of the collected things have been created. Either they show a wide range of the person’s character or they emphasise an essential part of their life.
To elucidate the pictures further, I wrote a text about each person. (Not translated in English)

February 2012


Meiner Ansicht nach habe ich einige bemerkenswerte Persönlichkeiten in meiner Familie - diese wollte ich auf eine besondere Art portraitieren. Und zwar nicht sie selbst, sondern was sie als Menschen besonders macht. Nach Gesprächen mit den betreffenden Personen suchte ich verschiedene Gegenstände zusammen, welche für sie eine besondere Bedeutung haben, oder ich bat darum, mir solche zu zeigen. Entstanden sind schliesslich stilllebenartige Anordnungen der gesammelten Dinge, die nun entweder eine grosse Breite von Eigenschaften oder einen bestimmten, essentiellen Teil aus dem Leben der Person zeigen.
Damit die Bilder besser verstanden werden verfasste ich zu jeder Person einen Text.

Februar 2012

Heinrich

Er ist ein richtiges Original. Beständigkeit ist wohl ein Wort, das ihn treffend beschreibt. Nach der Schreinerlehre ist er sein Leben lang diesem Beruf treu geblieben. Als er die Schreinerei des Vaters übernahm, gehörte sie zu den grössten in der Region, und auch er gab das Geschäft schliesslich an seine Söhne weiter. Wirtschaftliche Probleme führten leider dazu, dass die Firma geschlossen werden musste. Doch Heinrichs Liebe zum Holz und zu den Möbeln blieb bestehen.
Besonders altes Mobiliar hat es ihm angetan. So ist er heute vor allem als Antiquitätenhändler und Restaurator tätig. Mit Leib und Seele repariert er die alten Kostbarkeiten, die manchmal schon fast zu zerfallen scheinen. Er schleift ab, bessert aus, ölt neu ein, so dass am Schluss wieder ein schönes, brauchbares Möbelstück vorliegt. Einen dreistöckigen Stall füllt er mit seiner Sammlung, und zu jedem Schrank, jeder Kommode oder jedem Tisch könnte er eine Geschichte erzählen. Die meisten Objekte warten aber noch auf einen Kunden und somit auf ihre Restauration. Nicht nur Möbel, auch jede Menge Kleinigkeiten finden sich im Lager: Von uralten Kohlebügeleisen, verschnörkelten Lampen bis hin zu Gemälden mit massiven Holzrahmen.
Heinrich kann nebst den Möbeln noch auf andere Sachen stolz sein. Er war passionierter Langläufer und hat 37mal in Folge am Engadin Skimarathon teilgenommen. Ausserdem absolvierte er schon stattliche Bergtouren, in der Schweiz zum Beispiel auf den Piz Bernina. Im Alter von siebzig Jahren stieg er noch auf 5800 Meter im Himalaya. Rasante Biketouren und in jüngeren Jahren Schwingen, Ringen und Turnen gehörten auch zu seinen Passionen. Nicht zu vergessen ist die obligate Teilnahme der Schreiner am lokalen Plausch-Fussballturnier, welches sie sogar einmal gewinnen konnten.


Hans

Hans ist eine Art Universalgenie. Er ist sehr versiert in verschiedensten Kunstformen. Als Kind hat er das Geigenspiel erlernt, und dieses Instrument begleitete ihn sein leben lang. Später jedoch spielte er vor allem Blockflöte, auch in Ensembles, und komponierte sogar selbst Musikstücke. Weitere Instrumente, ein Cello, Klavier, Cembalo und Gitarren, sind oder waren in seinem Besitz.
Hans hat aber auch im Bereich der bildenden Kunst Einiges vorzuweisen. Am liebsten zeichnet oder aquarelliert er. Doch auch Kartoffeldrucke gehören zu seinem Spezialgebiet. Seine Bilder sind im Treppenhaus des heimischen Wohnblocks verteilt. Früher nahm er auf Zugfahrten sein Skizzenbuch hervor und porträtierte andere Passagiere.
Was die Literatur betrifft, so ist Hans ebenfalls sehr interessiert. Während der Ausbildung war er vor allem von Jeremias Gotthelf fasziniert. Das wichtigste Buch in seinem Leben ist als gläubiger Christ aber natürlich die Bibel. Hans ist jedoch nicht nur Konsument von Literatur, sondern auch Produzent. Einen ganzen Ordner füllt mittlerweilen die Sammlung von selbst verfassten Gedichten. Diese entstanden vor allem für Anlässe wie Geburtstage, Hochzeiten oder Weihnachtsfeiern und konnten auch gerne drei Seiten lang werden.
Wanderungen sind eine weitere Leidenschaft von Hans. Akribisch genau plante er seine Routen und lief dann die ganze Strecke ab, zum Beispiel vom Bodensee bis zum Genfersee. Geografische Fundstücke oder Mitbringsel aus dem Wald kamen oft mit nach Hause.
Schliesslich gilt es noch zu sagen, dass Hans ganz allgemein ein sehr talentierter Handwerker ist. Wenn irgendwo im Haushalt etwas klemmt oder nur kompliziert funktioniert, baut er eine ausgeklügelte Konstruktion um das Problem zu lösen. Viele Möbel in der Wohnung hat er zwar nicht selbst gezimmert, aber von A bis Z entworfen und bei einem befreundeten Schreiner in Produktion gegeben. Einige andere Stücke hat er dekorativ bemalt, womit wir wieder bei der Kunst angelangt wären. Oder beim Kunsthandwerk. Hans hat beispielsweise eine lustige Theaterfigur als Selbstportrait gebastelt. Ebenso eine vollkommen funktionstüchtige Marionette, und noch vieles mehr.


Hans II

Nochmals ein Hans. Auch von diesem findet man so schnell wohl keinen Zweiten. Hans ist mit allem in Verbindung zu bringen, was aus Metall gemacht ist und mit Benzin betrieben wird. Während er beruflich als Servicemann für Melkmaschinen arbeitete, begann er nach und nach, seinen Beruf zum Hobby zu machen. Er sammelte alte Melkmaschinen, Milchzentrifugen und weiteres landwirtschaftliches Gerät.
Sein Herz schlägt vor allem auch für alte Motoren, egal welchen Ursprungs, und zwar für wirklich alte. Wenn er die Teile auf irgendeinem Schrottplatz der Schweiz aufspürt, können sie manchmal kaum als Motoren bezeichnet werden. Doch er schraubt sie auseinander, reinigt alle Teile, wechselt Beschädigtes aus, lackiert neu und setzt die Einzelteile wieder zusammen. Für die wenigsten Exemplare finden sich Pläne, Hans hat es einfach im Gespür, wie sie funktionieren. Er hat noch fast jeden Motor wieder instand gesetzt. Über hundert funktionstüchtige Motoren und an die siebzig Melkmaschinen und Zentrifugen schlummern in den Schuppen rund um sein Haus. Dort wo kein Motor mehr Platz hat, stehen die verschiedensten anderen Geräte und Sammlerstücke: Plaketten, Zündkerzen, alte Kanister, Ersatzteile.
Hans ist aber nicht nur auf dem Gebiet der alten Motoren ein Experte. Auch Schlosserarbeiten erledigt er in seiner Werkstatt. Sei es ein Gerüst , an welchem in einem Garten eine Pflanze hochwachsen soll, oder eine komplexe Trägervorrichtung für einen Autoanhänger. Und wenn ein Auto im Winter einmal nicht anspringt, Hans bringt es garantiert wieder zum Laufen.


Roland

Roland ist, man nimmt es schon an, ein Maler. Doch der Begriff Maler reicht bei Weitem nicht aus, um sein ganzes Berufsfeld zu beschreiben. Ebenso dazu gehört Spachteln, Lackieren, Schleifen, Ausmessen, Reinigen, Verputzen, Abbeizen, Sandstrahlen, Ausbessern, Grundieren und noch vieles mehr. Weil Roland zusammen mit zwei Kollegen eine Malerei führt, kommt auch noch ein beträchtlicher Anteil an Büroarbeit hinzu. Es müssen Offerten gemacht, Rechnungen verschickt, Farben bestellt und Löhne ausbezahlt werden. Dabei würde er lieber auf der Baustelle oder in der Werkstatt arbeiten und sich die Finger schmutzig machen, besser gesagt farbig.
Solche Maler mag es noch andere geben. Allerdings sind wohl nur wenige so vielseitig engagiert wie Roland. Anstatt sich mit dem in der Lehre und Meisterschule erworbenen Wissen zu begnügen, besuchte und besucht er verschiedene Kurse zum Kennenlernen neuer Techniken und Materialien. Dies merkt man auch bei ihm zuhause. Fast in jedem Zimmer hat es eine farbige Wand, und sicher einmal im Jahr steht eine Änderung an. Das neu Erlernte muss ja irgendwo ausprobiert werden. Gäste, die eher selten vorbei kommen, bemerken fast jedes Mal etwas, was doch beim letzten Besuch noch anders gewesen sei.
Die Vielfalt an Möglichkeiten ist überwältigend. Nebst dem blossen Farbton können beispielsweise reliefartige Strukturen, das Muster einer gemauerten Wand oder ein sandig anmutender Belag mit dezentem Farbverlauf auf die Wand appliziert werden. Mit der Wand ist aber noch lange nicht Schluss. Man trifft auf Böden, die aus unzähligen, winzigen Steinchen bestehen. Das Badezimmer hat eine fugenlose Dusche und ein Lavabo, das durch umständliches Auftragen einer Paste und Einreiben mit Olivenseife die Qualität eines natürlichen Steins erhalten hat.
Was ein Maler sonst noch alles erledigt ist einem kaum bewusst. Zur Ausrüstung der Firma gehört nämlich auch ein Hochdruckreiniger, mit dem sogar Graffiti entfernt werden kann. Und in einem Verband von Fachleuten werden Möglichkeiten zur Schimmelbekämpfung ausgetauscht und weitergegeben. So bringt Roland Tag für Tag etwas Farbe in die Welt, oder entfernt sie dort wo sie nicht hingehört.

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